Slow Food Bewegung: Eile mit Weile, bewusster Genuss und Lebensqualität

Das kommende Jahr 2012 wird das Jahr der Slow Food-Jubiläen in Deutschland: 15 Jahre Convivium Nürnberg, 20 Jahre Convivium Berlin, 5 Jahre erste deutsche Slow Food-Messe in Stuttgart. Doch was ist Slow Food eigentlich? Slow Food, eine gemeinnützige Bewegung für bewusstes Essen und Genießen, wurde 1989 von Carlo Petrini in Italien gegründet. Anlass: der Versuch der Fastfood-Kette McDonald’s, an der Spanischen Treppe in Rom eine ihrer Filialen zu etablieren.

Carlo Petrini schaffte es damals, mit zahlreichen italienischen Köchen vor der Filiale ein riesiges Spaghetti-Büffet aufzubauen, um die Qualität der regionalen italienischen Küche zu demonstrieren und gleichzeitig gegen den Einheitsgeschmack der Fastfoodketten zu protestieren. McDonald’s gab auf. Und aus Slow Food Italien wurde eine internationale Vereinigung mit Zweigstellen auf allen Kontinenten.

Nicht nur das Essen steht bei Slow Food auf dem Programm: Die Organisation, die als Logo eine Schnecke gewählt hat, setzt sich für höhere Lebensqualität und Entschleunigung ein.

Slow Food Deutschland
Im April 2006 gab es in bei Slow Food Deutschland 58 so genannte Convivien (Tafelrunden) mit insgesamt rund 6.000 Mitgliedern. Im Jahr 2011 sind es bereits 78 Convivien mit rund 11.300 Mitgliedern und rund mehreren Hundert Gastronomen und Produzenten. Die Mitglieder kommen aus allen Bereichen der Gesellschaft und allen Altersgruppen – von Jugendlichen bis zu Menschen im Großelternalter.

Was sie eint, ist die Liebe zu vielfältigen Lebensmitteln in guter Qualität, die nachhaltig produziert, hervorragend verarbeitet und mit Genuss und in Ruhe verspeist werden. Mit anderen Worten: Lebensqualität. Und ein Gegenentwurf zur Fast-Food-Unkultur einer sich im Hamsterrad des Schneller-Größer-Weiter-Mehr zu Tode rennenden Gesellschaft.

„Gut, sauber und fair“ sollen die Produkte sein, die wir zu uns nehmen. Gut heißt: von guter Qualität. Sauber heißt: frei von künstlichen Zusatzstoffen. Fair heißt nicht nur, dass die Bauern und verarbeitenden Handwerksbetriebe im Lebensmittelbereich faire Preise bekommen sollen. Fair heißt auch: nachhaltig, ohne Ausbeutung und Zerstörung der Natur. So dass auch kommende Generationen die Möglichkeit haben, gesunde, naturbelassene Lebensmittel zu genießen.

Slow Food in der Pfalz
Dass es neben Slow Food Stuttgart auch Slow Food München, Slow Food Berlin oder Slow Food Hamburg gibt, verwundert ja nicht – in Großstädten gibt es einfach viel Publikum, das mehr für die eigene Lebensqualität tun will. Doch auch den Pfälzern sagt man ja einen Hang zum genussfreudigen Leben nach, deshalb findet man hier natürlich das Slow Food Convivium Pfalz mit Sitz in Neustadt an der Weinstraße.

Zu den empfohlenen Restaurants in der Pfalz gehört z. B. die Wirtschaft zum alten Engel (Mühlturmstraße 7, 67346 Speyer). Slow Food Pfalz kümmert sich u.a. um die Erhaltung des Glanrindes. Das Glanrind ist eine traditionelle Hausrind-Rasse, die überwiegend in Rheinland-Pfalz beheimatet ist.

Außerdem organisiert und unterstützt Slow Food Pfalz die Schokoladenmesse Petit Salon du Chocolat, die in Neustadt an der Weinstraße stattfindet.

Salon des Geschmacks: Slow Food Messe Stuttgart
Alle zwei Jahre richtet Slow Food einen internationalen „Salon des Geschmacks“, Salone del Gusto, aus. Dort treffen sich Winzer und Bauern, Käser und Metzger, Bäcker und Nudelmacher, Gastronomen, Lebensmittelhändler. Man verkostet, tauscht sich aus, knüpft Verbindungen. Auch in Deutschland gibt es mittlerweile solch einen Treffpunkt.

2007 fand in Stuttgart die erste deutschlandweite Slow Food-Verbrauchermesse, der „Markt des guten Geschmacks“ statt, im Rahmen der „Slow Food 2007“ am Stuttgarter Killesberg. Die Messebesucher lernen beim „Markt des guten Geschmacks“ Bauern und Verarbeiter kennen, können Leckeres verkosten und an Vorträgen und Sinnesschulungen teilnehmen. Seit 2007 findet die überregionale Slow Food Messe jedes Jahr in Stuttgart statt, die „Slow Food 2011“ kann man vom 14. bis 17. April 2011 im neuen Messegelände am Flughafen besuchen.

Slow Food Deutschland gibt übrigens ein deutsches Slow-Food-Magazin und eine Übersetzung des internationalen Magazins „Slow“ heraus. Der Preis für die 6 Magazine pro Jahr ist im Mitgliederbeitrag enthalten, für Nichtmitglieder kostet es 20 Euro. Einzelmitglieder zahlen derzeit (2011) 75 Euro Beitrag, Familien 95 Euro, Jugendliche 30 Euro (sie erhalten nur das deutsche Slow-Food-Magazin), Studenten und Azubis sind mit 12 Euro dabei, bekommen das Magazin aber nicht. Aus dem Mitgliedsbeitrag gehen 5 Euro an die internationale Slow-Food-Stiftung für Biodiversität, die sich um die Erhaltung gefährdeter Arten kümmert.

Slow Food trägt derzeit Informationen für einen Gastronomie- und Produzentenführer, den Genussführer, für Deutschland zusammen. Online kann man bereits nachschauen, ob in der eigenen Region oder in Urlaubsregionen Slow Food Restaurants zu finden sind.

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