Bokashi – ‚Sauerkraut‘ aus Biomüll als Kompost, Flüssigdünger und Rohrreiniger

Kompostieren auf Japan-Art nennt sich auch Bokashi. Erfunden hat diese spezielle Art der Kompostierung durch bakterielles Fermentieren und Säuern Prof. Teruo Higa. Er erforschte von 1982 bis zu seiner Emeritierung 2007 an der Ryukyu-Universität auf Okinawa im Rahmen seiner Professur für Gartenbau Mikroorganismen – und  stellte dabei fest, dass sich bestimmte Kombinationen besonders positiv auf die Bodenfruchtbarkeit auswirken. Diese so genannten ‚effektiven Mikroorganismen‘ werden auch für Bokashi eingesetzt.

Mit Bokashi verliert Biomüll den Ekelfaktor. Wir Deutschen sind Meister im Mülltrennen und Recyceln, doch mit dem Beseitigen unserer Bioabfälle haben wir dennoch so unsere Schwierigkeiten. Obwohl wir den Nutzen der Biotonne einsehen, können wir uns mit den vor allem im Sommer entstehenden Gerüchen nicht anfreunden.

Zudem machen die herumkriechenden Maden die Entsorgung der Küchenabfälle in der Biotonne zum Gang voller Grauen. Grund ist die schnell einsetzende Fäulnis, die jede Biotonne zur Pilgerstätte für eierlegende Fliegen werden lässt. Die Japaner haben einen Weg gefunden, Bioabfälle auf wesentlich angenehmere Art zu entsorgen. Das Zauberwort heißt: Bokashi.

Mikroorganismen bewirken geruchsarme Fermentation
Das „Allerlei“, für das Bokashi steht, meint Obst, Gemüse und Speisereste – eben alles, was bei der Nahrungszubereitung als Abfall anfällt. Seit den 1980er Jahren nutzen viele Japaner die Entdeckung von Professor Teruo Higa aus Okinawa und verwandeln diese Küchenabfälle mithelfe von speziellen Mikroorganismen durch Fermentation in wertvollen Kompost.

Ab in den Mini-Eimer: wie macht man aus Bioabfällen Bokashi?
Eimer mit Deckel, die auf dem Balkon oder sogar in der Küche Platz finden, werden als Mini-Kompost-Tonnen genutzt. Schichtweise wandern klein geschnittene Essens- und Pflanzenreste in den Bokashi-Behälter und werden mit einer Handvoll Bokashi-Substrat betreut und gut zusammengedrückt, damit sie möglichst wenig mit Sauerstoff in Berührung kommen und anaerob gären können.

Nach der nächsten Abfallschicht folgt wieder eine Fermentgabe in Form eines Bokashi-Kleie-Gemischs oder als wässrige Lösung aus den so genannten effektiven Mikroorganismen, Melasse und Wasser. Das geschieht immer abwechselnd, bis der Eimer voll ist. Den Deckel jedes Mal gut schließen.

Rund drei Wochen, bei kühlen Temperaturen auch doppelt so lang, dauert die Schnellkompostierung, dann haben die Bakterien ihre Arbeit verrichtet und auf der Oberfläche werden weiße Pilzmyzelfäden sichtbar. Bokashieren erinnert ein wenig an das Herstellen von Sauerkraut, denn auch bei der Bokashierung wird eine Milchsäuregärung in Gang gebracht.

Wichtig ist es, den Bokashi-Behälter immer gut verschlossen zu halten, da Sauerstoff den Prozess stört und der Inhalt des Eimers unangenehm faulig zu riechen beginnt. Gutes Bokashi riecht dagegen süßlich-säuerlich.

Bokashi-Behälter selber machen oder fertig kaufen
Bokashi-Eimer kann man selbst herstellen, aber auch schon fertig kaufen. Ähnlich ist es mit dem Bokashi-Ferment, das man aus einfachen Zutaten wie Weizenkleie, Melasse und einem Mikrobenstarter leicht selbst anrühren, aber auch als gebrauchsfertige Lösung kaufen kann.

Wichtig beim Selbstbau eines Behälters ist es, am Boden einen Zapfhahn anzubringen, da bei der Fermentation auch Sickerwasser entsteht. Das zapft man ab und verwendet es verdünnt als Flüssigdünger (mindestens 1:100 verdünnt) oder unverdünnt als Rohrreiniger.

Wer einen großen Rasen hat, kann übrigens auch das Schnittgut mit Hilfe der Bokashierung entsorgen. Dazu füllen pfiffige Gärtner das gemähte Gras, vermischt mit wässrig verdünnter Bokashi-Lösung,  wird einfach in große Plastiksäcke. Die werden zugebunden und kopfüber aufgehängt, damit der Sickersaft abtropfen kann.

Der fertige Bokashi kann dann als hochwertiger Kompost im Garten dienen oder der Blumenerde beim Umtopfen von Pflanzen als Dünger zugesetzt werden. Dafür sollte er allerdings erst noch rund zwei Wochen im Garten oder auf dem Balkon herumliegen und/oder mit Erde gemischt werden, da frischer Bokashi einen niedrigen ph-Wert hat (also sauer ist) und die Pflanzenwurzeln angreifen kann, wenn er direkt damit in Berührung kommt. Mehr darüber weiß multikraft. pm

Bei Vollwert gibt es einen interessanten Erfahrungsbericht über die Verwendung von Bokashi und effektiven Mikroorganismen im Garten und Gewächshaus.

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