Regenwürmer düngen den Boden – besser als Kunstdünger

Der deutsche Regisseur und Dokumentarfilm-Produzent Bertram Verhaag hat einen interessanten Film über ökologische Landwirtschaft mit Unterstützung von Regenwürmern gedreht. 25 Kilometer nördlich von München liegt der Bioland-Hof von Irene und Josef Braun, deren fleißigste Helfer die Regenwürmer sind.

Das war nicht immer so: Josef Braun begann als konventioneller Bauer mit viel Chemie und stellte erst 1988 auf Ökolandbau um – nach Tschernobyl und nachdem er begonnen hatte, sich intensiver mit Öko-Landbau zu beschäftigen.

Der Erfolg und die Kooperation mit den Universitäten Weihenstephan und Kassel-Witzenhausen zeigen überzeugende Ergebnisse auf dem 54 Hektar großen Hof.

Während auf konventionell bewirtschaftetem Ackerboden die Regenwurmdichte bei teils nur 16 Würmern pro Quadratmeter liegt, wühlen sich auf dem Hof der Brauns bis zu 600 verschiedene Würmer pro Quadratmeter durch den Boden.

Sie produzieren eine Menge Kot, während sie welke Pflanzenreste vertilgen. Bis zu 80 Tonnen Humus pro Hektar und Jahr erzeugen die kleinen Helfer – „darin ist doppelt so viel Stickstoff enthalten, wie in der modernen Landwirtschaft auf gleicher Fläche gedüngt wird“, erklärt Josef Braun im Film.

Damit die zahnlosen Helfer auch genug zu fressen finden, baut Sepp Braun gezielt Wiesenkräutermischungen an, die im Winter verwelkt als Wurmfutter dienen. Kümmel und Kresse zählen zu den Lieblingsspeisen der Regenwürmer, berichtet der Bauer.

Leichte Maschinen sorgen dafür, daß der Boden nicht zu stark verdichtet wird – das ist nicht nur besser für die Würmer, sondern auch besser für die Nutzpflanzen, weil der Boden besser durchlüftet und gleichmäßiger feucht ist und die Wurzeln sich leichter durchs Erdreich schieben können.

Weil verschiedene Regenwurmarten den Boden bis zu zwei Meter tief durchpflügen und Pflanzenteile einarbeiten, steigt nicht nur die Fruchtbarkeit, sondern auch die Wasserspeicherkapazität des Erdreichs.

 Die Kühe auf dem Hof werden im Winter nur mit bestem Heu gefüttert oder versorgen sich selbst von der Weide. Das Heu enthält z. B. Spitzwegerich, der natürliche antibiotische Wirkstoffe enthält.

Aus der Rohmilch stellt die Hofkäserin feinsten Käse her, der im eigenen Hofladen und in München verkauft wird.

Mittlerweile experimentiert das Ehepaar Braun mit Agroforstwirtschaft: Am Ackerrand, ja sogar mitten im Acker werden Baumstreifen gepflanzt. Deren Wurzeln reichen in tiefere Schichten und holen von dort Nährstoffen an die Oberfläche, die so der Ackerfrucht zugute kommen. Zudem liefern ihre Blätter im Herbst Futter für die Würmer und das Holz kann ebenfalls irgendwann verwertet werden. Als Windbremse und zur Klimaregulierung sind sie ebenfalls nützlich.

 

Weitere Informationen

Biolandhof Braun
Josef und Irene Braun
Dürneck 23, 85354 Freising
www.biolandhofbraun.de

Beitrag über Sepp Braun im Greenpeace-Magazin 1/2008

Slow Food-Artikel übers Käsemachen auf dem Hof der Brauns

Beitrag von Lebendige Erde über den Braunschen Ackerbau

Christian-Albrechts-Universität Kiel: Räumliche und zeitliche Dynamik der Regenwürmer bei der Umstellung auf ökologischen Landbau

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