Cholera – Risiko bei Reisen in südliche Länder

Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, daß pro Jahr 3 bis 5 Millionen Menschen an Cholera erkranken und davon 100.000 bis 200.000 binnen Stunden sterben (WHO Factsheet Cholera, Juni 2010). Die Cholera ist eine der Geißeln der Menschheit – schon vor vielen Jahrhunderten wurde diese Krankheit in Indien als ‘bösartige Seuche’ bezeichnet. In der jüngsten Zeit war beispielsweise Haiti nach dem Erdbeben von 2010 schwer betroffen: Von Oktober 2010 bis Oktober 2011 starben dort nach Zählungen des U.S. Centers for Disease Control and Prevention mehr als 6.600 Menschen an Cholera.

Die großen Ärzte des Altertums wie der griechische Arzt Hippokrates (460–370 v. Chr.), Galen (129–216 n. Chr.) und Alexandros von Tralleis (525–605 n. Chr.) beschrieben die Cholera in ihren Werken. Im 18. und 19. Jahrhundert suchten mehrere Cholera-Epidemien zunächst Indien heim, um sich von Ganges aus auszubreiten bis nach Europa und Amerika. Jetzt haben die Menschen in Haiti als Folge der schweren Erdbeben vom Januar 2010 zu allem Leid auch noch mit Cholera zu kämpfen – deshalb wollen wir diese Krankheit mal genauer unter die Lupe nehmen.

Ursachen der Cholera

Vibrio cholerae, ein Bakterium, ist die Ursache und der Erreger der Cholera. Eine Infektion ist durch mit Fäkalien verunreinigte Lebensmittel oder Trinkwasser wie auch durch eine Übertragung von Mensch zu Mensch möglich. Mangelernährung, schlechte hygienische Bedingungen und eine angeschlagene Gesundheit begünstigen den Ausbruch der Cholera.

Symptome einer Cholera-Erkrankung

Cholera beginnt plötzlich mit heftigen Bauchschmerzen, und Brechdurchfall. Vor allem die wässrigen Durchfälle sind gefährlich. Wegen ihrer milchig-weißen Farbe und Konsistenz ihrer Heftigkeit werden sie auch als Reiswasserstuhl bezeichnet. Bei einer Cholera-Erkrankung verliert der Erkrankte innerhalb kurzer Zeit enorme Mengen Flüssigkeit. Bis zu 15 Liter Flüssigkeit pro Tag kann ein Patient verlieren. Rasche Austrocknung und Kreislaufversagen sind die Folge.

Da mit der Flüssigkeit gleichzeitig große Mengen an Elektrolyten ausgeschieden werden, entwickeln sich als Folgesymptome Heiserkeit und Muskelkrämpfe und im späteren Verlauf Nierenversagen und Bewusstseinsstörungen.

Wie kann eine Cholera-Erkrankung behandelt werden?

Unbehandelt führt eine Infektion mit Cholera in etwa 60% der Fälle innerhalb weniger Tage zum Tod. Bei rechtzeitiger und richtiger Behandlung bestehen jedoch gute Heilungschancen.

Da bei Cholera die Gefahr von dem hohen Flüssigkeitsverlust ausgeht, muss vor allem so schnell wie möglich für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr gesorgt werden. Kochsalzlösungen und mit Zucker und Elektrolyten angereicherte Infusionen gehören zur Erstbehandlung.

Durch die Gabe von Antibiotika wird der Heilungsvorgang beschleunigt – was Wissenschaftlern wie Ärzten Sorge bereitet, ist jedoch die zunehmende Antibiotikaresistenz von Bakterien.

Die Behandlung findet unter Quarantäne statt, um weitere Ansteckungen zu vermeiden; setzt sie rechtzeitig ein, sind die Heilungschancen gut. Gefährlich wird es, wenn keine medizinische Versorgung möglich ist.

Wo ist besondere Vorsicht geboten, um sich nicht mit Cholera anzustecken?

In den westlichen Industrieländern tritt Cholera selten auf. Vereinzelte Fälle sind normalerweise Auslandsreisende, die die Krankheit eingeschleppt haben. In Deutschland ist Cholera eine meldepflichtige Erkrankung.

In Ländern, in denen die hygienischen Bedingungen schlecht sind, wie in Dritte-Welt-Ländern oder den Tropen, verlaufen Epidemien mit Cholera oft verheerend. Ursache sind die oft vorherrschende Mangelernährung, die schlechten hygienischen Bedingungen und auch die nicht selten fehlende oder unzureichende medizinische Versorgung.

Vorbeugemaßnahmen gegen Cholera

Da Cholera meistens über verschmutztes Trinkwasser oder Lebensmittel übertragen wird, sollten Urlauber in risikoreichen Länder darauf achten, nur sauberes und mehrere Minuten lang abgekochtes Wasser zu sich zu nehmen. Speisen sollten vorab gekocht werden. Eine Impfung gegen Cholera ist möglich. Sie mindert zwar die Gefahr einer Erkrankung, bietet jedoch keinen hundertprozentigen Schutz.

Noch Zukunftsmusik: Mit Algen gegen Cholera

Ein Forscherteam um Dr. Diane McDougald an der University of New South Wales (UNSW) in Sydney / Australien hofft, eine Seetangart im Kampf gegen die Cholera einsetzen zu können. Delisea pulchra, wie die rote Alge botanisch heißt, erzeugt so genannte Furanone, mit denen sie sich selbst vor Bakterienerkrankungen schützt.

Eigentlich sind Furanone in der Lebensmittelchemie bekannt – sie entstehen bei der Maillard-Reaktion, also dann, wenn man z. B. Kohlenhydrate, Zitrussäfte oder Erdbeeren erhitzt.

Die Alge nutzt die Furanone jedoch dafür, die Kommunikationsmöglichkeiten der Bakterien zu stören. Dadurch bildet sie keine Bakterienfilme (so genannte Biofilme) auf ihren Blättern, die für die Rotalge schädlich wären. Es kommt aber noch besser: Die Furanone verhindern, dass die Bakterien ein bestimmtes Signal erhalten, was sie zur Bildung von Toxinen, also Giften veranlasst – und das tun sie auch bei Cholerabakterien.

Und der absolute Clou: Weil die Furanone die Bakterien ja weder töten noch schwächen, haben diese seit Jahrtausenden keine Abwehrmechanismen entwickelt, die Bakterien werden also gegen Furanone nicht resistent. Das ist angesichts der immer häufigeren Antibiotikaresistenzen natürlich eine gute Nachricht.

Wer’s genauer wissen will, liest nach:

Zink und Salzlösung gegen Cholera – zur Vorbeugung und als Heilmittel

Die standardisierte oral rehydration solution, kurz ORS, ist eine auch von der WHO (link zum PDF) empfohlene Mischung aus verschiedenen Salzen, Traubenzucker und Wasser, die Erkrankten zu trinken gegeben wird, um die Austrocknung zu verhindern. Wenn kein Salz greifbar ist, mischt man Zucker und Reismehl mit Wasser, auch das hilft.

Zusätzlich gibt man mittlerweile wenn möglich auch Zink. Von diesem Spurenelement braucht man nicht viel – zwei Gramm pro Tag führen zu akuten Vergiftungssymptomen – aber man benötigt pro Tag als Frau ca 12 mg/Tag, als Mann ca. 15 mg/Tag (Säuglinge 5 mg, Kinder bis zur Pubertät 10 mg), so die Einschätzung der WHO.

Zink ist wichtig fürs Immunsystem, und wenn an Cholera erkrankte Kinder eine Weile Zink als Medikament erhalten, hält die Immunstabilisierung noch einige Zeit an und wirkt so vorbeugend gegen Erkrankungen.

Weiterführende Infos:

Einfaches Hilfsmittel, um der Cholera vorzubeugen: Wasserfilter aus gefaltetem Stoff

Wie man gerade in Entwicklungsländern mit einfachsten Hilfsmitteln die Gefahr für Cholera-Erkrankungen drastisch senken kann, berichtet der Innovations-Report: Cholera-Erreger leben symbiotisch mit Plankton – und deshalb kann man sie relativ leicht einfangen, denn das Plankton ist deutlich größer als die Bakterien.

Forscher der National Science Foundation um Rita Colwell hatten in Bangladesh eineinhalb Jahre untersucht, wie die Zahl der Cholera-Erkrankungen steigt, wenn die Dorfbewohner ihr Wasser durch Nylonfilter oder vierfach gefaltete Saris filtern, bevor sie es zum Kochen oder als Trinkwasser weiter verwenden.

Die Ergebnisse sind positiv: Alte Saris, mehrfach gefaltet, filterten etwas besser als Nylon und das Filtern senkte die Neuansteckung um etwa 48 %. Diese einfache Methode wurde auch im Jahr 2010 noch erfolgreich genutzt, wie ein Artikel vom Mai 2010 berichtete.

Wer’s genauer wissen will, liest nach:

SODIS: Wasserentkeimung mit natürlicher UV-A-Strahlung

Eine super-simple Methode, Wasser zu desinfizieren und damit die Cholerakeime weitgehend abzutöten, ist die solare Entkeimung, genannt SODIS (Solar Water Disinfection): Wasser wird in durchsichtige Glasflaschen, durchsichtige PET-Flaschen oder durchsichtige Plastikbeutel gefüllt und 6 Stunden lang der Sonne ausgesetzt.

“Die im Sonnenlicht enthaltenen UV-A Strahlen töten Krankheitserreger wie Viren, Bakterien und Parasiten (Giardia und Cryptosporidien) ab”, informiert die Webseite von SODIS.

 

Sonstige Informationen

U.S. Center for Disease Control and Prevention

Joan M. Brunkard, Anna E. Newton, Eric Mintz: Infectious Diseases Related To Travel – Cholera

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