Adventskalender – 24. Türchen: „Weihnachtslied. Mitgetheilt durch H. Reimann aus Breslau.“

Das letzte Adventskalendertürchen öffnet sich vor Weihnachten mit einem Weihnachtslied im Dialekt – es wurde im 19. Jahrhundert in Breslau, damals Hauptstadt der historischen Region Schlesien, aufgezeichnet. Es ist sicher vielen bekannt: ‚Oh Freude über Freude‘ heißt es heute auf Hochdeutsch…

Weihnachtslied (anonym, vor 1821 )

O Frehde iber Frehde,
Ihr Ruppern kimmt und hiert,
Wos mir iss uf der Wehde
Fur Wunderding poassirt!

Es koam a wehßer Engel
Be später Mitternacht,
Der sung mer a Gesängel,
Doß mir das Herzla lacht.

A soite: Freht oich olle,
Der Hehland iss gebor’n,
Ze Bethlehem im Stolle
Werdt ehr das Kindla sehn.

De Krippe iss seh Bette,
Geht flugs nach Betlehem;
Und do a noch so redte,
Da flog a wieder hem.

Ich docht, du muß nich sehmen,
Und ließ de Schofe stihn,
Der Hehland iss noch Kennem
Und dir zererst erschien’n.

Ich wor a halb Gewende,
Do soh ich ohch en Stroal,
Der STroal hot gor kenn ende,
Leicht mich bis in a Stoall.

Der Stoall hot a Geniste,
Und hot ohch gor kehn Oort,
Derzu ’n ohch das Geriste
Wor hatzlich schlacht verwohrt.

Das Dach wor grosam dinne
Und hing on halben Hoar.
Ich docht, woas iss da drinne?
Glechwohl a Kind geboar.

Ich schlich mich uff de Sehte,
Und kukt a bissel ’nne,
Do soag ich ohch zwehn Lehte
Und ohch a Kind därbe.

Die Mutter stund darneben,
Doas hob ich ohch gesahn,
Sie hät’s in ihrem Leben
Rich um wer wehs was gahn.

Ich ducht in menem Sinna:
Doas Kindla stünd dir oa,
Wehn du es könntst gewinna,
A Lammla woagst du dro.

Fröhliche Weihnachten allen Leserinnen und Lesern!

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