Mohn – gehaltvolle Ölsaat mit viel Geschmack

Früher leuchteten die roten Blüten des Klatschmohns in jedem Getreidefeld, dann wurden sie mit Unkrautvernichtungsmitteln vertrieben – und heute sieht man sie wieder hie und da in biologisch bewirtschafteten Weizen-, Roggen-, Gerste- oder Haferfeldern.

Doch Mohn ist nicht nur ein Beikraut in Getreidefeldern. Mohn gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. In steinzeitlichen Siedlungen in der Schweiz wie im Schwabenland wurden Mohnsamen gefunden.

Zwischen 50 und 120 Mohnarten unterscheiden die Botaniker. Als Nahrungs- und Genussmittel wird vor allem der Blaumohn oder Schlafmohn (Papaver somniferum) angebaut. Da sich aus seinem Milchsaft Opium und Morphium gewinnen lässt, wurde der Anbau von Blaumohn 1978 in Deutschland verboten. Doch seitdem morphinarme Sorten wie der polnische ‚Przemko’ 1998 zugelassen wurden, darf Mohn mit Genehmigung wieder angebaut werden.

Die ölhaltigen Samen enthalten nicht nur viele essentielle Fettsäuren, sondern sind auch reich an Mineralstoffen, wie die Analyse der Landesanstalt für Pflanzenbau in Forchheim ergeben hat: Neben einem Proteingehalt von über 30 Prozent enthält Mohnsaat Kalium und Magnesium sowie reichlich Calcium – 48 Gramm Mohnsaat enthalten bereits soviel Calcium, dass damit der empfohlene Tagesbedarf von ca. 0,8 bis 1 Gramm zu decken ist.

Rezepte mit Mohn – früher und heute
In der ‚Oeconomischen Encyclopädie’ von Johann Georg Krünitz, die zwischen 1773 und 1858 erschien, ist ein Rezept für „Mohnbrey“ angeführt, der Flachsarbeitern als „Leckerbissen“ anstelle einer Bezahlung gereicht wurde: „Ein von feinem Rockenmehl mit Wasser und Salz gekochter, hierauf aber erkalteter, Brey wird löffelweise ausgestochen, und in eine Schüssel gelegt, sodann aber geriebener, mit Wasser oder Milch sehr flüssig gemachter und mit Honig oder Syrupp versüßter Mohnsamen übergossen.“

Und für Festtage liefert Krünitz ein Rezept für einen aufwändigen Kuchen aus Reis und Mohnsaat, den „Mohnreißkuchen“ „Hierzu wird ein Viertelpfund Reiß, und eben so viel Mohn (…) in Milch steif gekocht; beydes thut man dann zusammen, und noch ein halbes Pfund geschmolzene Butter dazu.

Wenn es kalt ist, so thut man in Sahne geweichten Saffran, ein halbes Pfund Zucker, die Schale von einer Citrone, etwas Salz und Muskatenblumen dazu, schlägt zwölf Eyerdotter darein, und füllt mit dieser Masse papierne und mit Butter bestrichene Kapseln eines Fingers hoch an, und läßt sie eine halbe Stunde lang backen. Beym Anrichten nimmt man sie aus den Papieren, bestreut sie stark mit Zucker und Zimmt, und glacirt sie mit einer glühenden Schaufel, welche man darüber hält.

Wer den Mohn-Reis-Kuchen nachbacken möchte, sollte bedenken, dass Eier und damit auch die Eidotter früher deutlich kleiner waren als heute und ein wenig mit der Menge experimentieren.

Eine köstliche Art, altbackene Brötchen zu einem Dessert zu verarbeiten, sind Schlesische Mohnklöße: Drei altbackene Brötchen schneidet man ohne die Kruste in dünne Scheiben. Dann 500 Gramm gemahlenen Mohn mit 125 Gramm Sultaninen, 125 Gramm gemahlenen Mandeln, zwei Esslöffeln Honig, einem Schuss Rum, einer Prise Salz und 500 Millilitern heißer Milch gründlich vermischen. Decken Sie die Mischung ab und lassen Sie sie etwa eine Stunde lang ruhen.

Dann bestreichen Sie eine Schüssel mit Mandelöl und legen Sie sie mit den Brötchenscheiben aus, die Sie kurz in einer Mischung aus warmer Milch mit etwas Rum getränkt haben. Darauf kommt eine dicke Schicht Mohnbrei, dann abwechselnd Brötchenscheiben und Mohnbelag. Die oberste Schicht sollte Mohn sein. Dann gießen Sie etwas warme Vanillemilch darüber und stellen die Schüssel kalt.

Mit zwei Löffeln oder einem großen Eiskugelstecher sticht man dann Klöße aus der Masse und serviert sie mit einer Vanillesauce oder einer Weinsauce. Guten Appetit!

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