Deutsche Umwelthilfe: zeo2-Sonderausgabe zu Fukushima

Die Reaktorkatastrophe in Japan, die weltweiten energiepolitischen Folgen und die spektakuläre Energiewende in Deutschland („Die heilsame Katastrophe“) stehen im Mittelpunkt der neuen Ausgabe 03/2011 von zeo2 – wegen der aktuellen Ereignisse erscheint die „Sonderausgabe Fukushima“ vier Wochen früher als ursprünglich geplant.

Zur Lage in Japan äußern sich im von der DUH herausgegebenen Umweltmagazin zeo2 die beiden Reaktorexperten Michael Sailer vom Ökoinstitut und der Pariser Energieberater Mycle Schneider. Beide zeigen sich gegenüber zeo2 besorgt, dass die schwer beschädigten Gebäudekonstruktionen der havarierten Reaktoren den riesigen Wassermassen, denen sie jetzt permanent ausgesetzt sind, nicht standhalten könnten.

Die Fundamente der Meiler seien nicht dafür ausgelegt, dass sie wegen der niemals geplanten Notkühlung von außen ständig mit tausenden Tonnen Wasser belastet werden. Schneider spricht von einer „akuten Einsturzgefahr“, jedes weitere Erdbeben sei hochgefährlich.

Auch zum Krisenmanagement der Betreibergesellschaft Tepco äußert sich der Pariser Experte kritisch: „Wir brauchen dringend eine internationale Task Force der besten Köpfe aus aller Welt, wir dürfen Tepco nicht weiter vor sich hinwursteln lassen.“

Die bisher vorgelegten Zeitpläne von Tepco zur Stabilisierung der Lage halten die beiden Atomexperten für unrealistisch. Schon in Harrisburg habe es 14 Jahre gedauert, um die Folgen der Katastrophe zu beseitigen. Im Vergleich zu Fukushima sei Harrisburg aber ein Kinderspiel gewesen, weil die Reaktorhülle damals intakt blieb und der Standort normal zugänglich.

Für Deutschlands Energiepolitik war die Reaktorkatastrophe dagegen heilsam: zeo2  porträtiert fünf herausragende Pioniere und Unternehmen, die die Energiewende hier und jetzt vorantreiben.

Der Potsdamer Klimawissenschaftler und Chairman der IPCC-Arbeitsgruppe III, Prof. Ottmar Edenhofer, analysiert im zeo2-Interview die globale energiepolitische Lage. Im optimistischsten aller Szenarien könnten die Erneuerbaren Energien bis 2050 zwar 80 Prozent der Energieversorgung decken, dennoch gebe es keinen Grund zur Euphorie, denn „die fossilen Energieträger werden noch lange Zeit dominieren“.

Nach Fukushima seien die Erneuerbaren Energien „mit großer Wucht ins Zentrum der Betrachtung gerückt“, dennoch dürfe man sich jetzt nicht „auf den Schultern von Katastrophen als Rechthaber und Sieger der Geschichte inszenieren“. Die Erneuerbaren benötigten weltweit einen politischen Anschub. Zugleich müsse der Ausstoß von Kohlendioxid entschlossen bepreist und „mit auf die Rechnung geschrieben werden“, damit die Erneuerbaren ihre Vorteile ausspielen und rentabel werden könnten.

Stromanschluss an norwegische Wasserkraft kein Selbstläufer
Für den deutschen Totalumstieg auf die regenerativen Energiequellen sind sie eigentlich fest eingeplant: norwegische Wasserkraftwerke sollen als Stromspeicher den überschüssigen Windstrom von deutschen Offshore-Windenergieanlagen aufnehmen – und bei Bedarf zurück ins deutsche Netz einspeisen, was etwa der Sachverständigenrat für Umweltfragen, SRU, der Bundesregierung vorschlägt.

Doch kürzlich geführte Gespräche des Berliner Wirtschaftsministeriums in Oslo verliefen ernüchternd. Klar ist danach: das wird kein Selbstgänger. Norwegen ist wenig davon begeistert, für die Deutschen als Strompuffer zu dienen. Bei einer allzu engen Anbindung an das europäische Netz fürchten die Skandinavier um ihre eigenständige Energie- und Preispolitik. Strom ist in Norwegen sehr viel billiger als in der EU.

Zudem seien gewaltige neue Netzkapazitäten nötig, um den Stromaustausch zu stemmen. Von bis zu sechs Verbindungstrassen, darunter mehrere Seekabel, ist die Rede. Für neue Stromtrassen gibt es aber auch in Norwegen wenig Akzeptanz. Enttäuschtes Resumée eines Teilnehmers des Norwegen-Trips: „So einfach, wie sich das viele hier vorstellen, geht das alles nicht!“

Quelle: Pressemitteilung der DUH vom 17.6.2011

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