Grasse – Hauptstadt der Düfte und des Parfum

Nur wenige Kilometer von der Mittelmeerküste entfernt thront Grasse, die Hauptstadt der Düfte, auf den Hügeln der Provence. Wenn Sie einmal an der Côte d’Azur Urlaub machen, folgen Sie einfach Ihrer Nase und machen Sie einen Abstecher in dieses bezaubernde Städtchen.

Grasse umhüllt seine Besucher gleich mit allerlei verführerischen Düften. Durch die Straßen zieht der appetitliche Geruch von Milchkaffee und Crêpes, von kräftigem französischem Käse und frisch gebackenen Baguettes. Und überall liegt das würzige Aroma der köstlichen Küche der Provence mit all ihren Kräutern in der Luft, das aus jedem Restaurant oder Bistro dringt.

Doch was Grasse berühmt gemacht hat, sind nicht diese Düfte, sondern ganz andere, feinere, elegantere: Blumendüfte, veredelt zu feinsten Parfüms. In Deutschland ist das Städtchen auch Parfüm-Muffeln spätestens seit Patrick Süskinds Bestseller-Roman „Das Parfum“ bekannt, der auch als Vorlage für den Film diente. Denn „Das Parfum“ spielt teilweise in Grasse.

Grasse ist umgeben von Blumenfeldern und Duftplantagen
Vom milden Klima, das Grasse einst zum begehrten Winterkurort werden ließ, profitiert die Region noch heute. Denn aller synthetischen Geruchsstoffe zum Trotz: Die komplexesten Düfte sind nach wie vor rein natürlichen Ursprungs. Und das milde Klima lässt die Blüten sprießen.

Rund um die Stadt grünt und blüht es wahrlich atemberaubend. Üppige Blumenfelder mit Jasmin, Veilchen und Rosen, soweit das Auge reicht. Dazu Plantagen, auf denen Orangen und Zitronen gedeihen, daneben Kräuterfelder mit harzig duftendem Rosmarin und Thymian. Nicht zu vergessen natürlich die reizvollen Lavendelfelder, die die Provence in einen unvergleichlichen Wohlgeruch hüllen und sie zur Blütezeit zugleich in ein violettes Meer verwandeln.

Diese Blütenfülle ist aber kein touristisches Projekt, sondern erfüllt einen praktischen Nutzen: Aus den Blüten werden Grundstoffe, so genannte Absolues, für kostbare Parfümkreationen gewonnen, die in Grasse und in der ganzen Welt produziert werden.

Wer aber die Blumenpracht an sich liebt, sollte Grasse auch einmal im Wonnemonat Mai besuchen. Denn im Mai steht Grasse gänzlich im Zeichen der Rose. Während der „Expo Rose“ stellen Rosenzüchter ihre neuesten Züchtungen vor und ganz Grasse versinkt in einem Meer aus Rosen in allen nur denkbaren Farben und Duftnoten.

Ein Fest für die Sinne ist übrigens auch ein Besuch im Jardin des Plantes – dem Pflanzengarten. Hier wetteifern duftende, farbenprächtige Blumen und Kräuter um die Aufmerksamkeit der Besucher. Zudem bietet der Pflanzengarten eine wundervolle Aussicht über die historische Altstadt von Grasse.

Grasse und das Parfüm
Die Blütenpracht, die rund um Grasse so prächtig gedeiht, bietet die Grundlage für das, was diese Stadt weit über die französischen Grenzen hinaus berühmt gemacht hat: das Parfüm. Grasse, eine  Stadt, in der 30 Parfümerien ansässig sind, darf getrost als „Hauptstadt des Parfüms“ oder als „Rom der Düfte“ bezeichnet werden.

Noch ehe an Parfüm zu denken war, wurde in der Stadt Leder verarbeitet. Das Leder roch allerdings eher unangenehm. Die findigen Gerber begannen also, Essenzen aus verschiedenen Blumen zu extrahieren, um dem Leder damit einen angenehmen Duft zu verleihen.

Die so genannten Handschuhparfümeure waren fortan für die Bearbeitung des Leders und die Herstellung des Parfüms verantwortlich. Die Handschuhe wurden zwar bis an den Hof von Versailles verkauft, dennoch erwies sich das Interesse an guten Düften schnell als weitaus größer als der Bedarf an parfümierten Handschuhen.

So begann man nach und nach immer neue Blumenfelder mit Jasmin, Lavendel, Veilchen oder Rosen anzulegen, um den Rohstoff für die kostbaren und begehrten Essenzen anzubauen. Aus den betörenden Düften, die die Natur rund um Grasse so freigiebig verschenkt, versuchen die Parfümeure auch heute noch, in ihren Duftlabors etwas völlig Neues zu kreieren und in kunstvollen Glasflacons zu konservieren.

Parfümhersteller mit Tradition: Galimard, Molinard, Fragonard
In Grasse ansässige Parfümhersteller sind unter anderem die Parfümerien Galimard, Molinard oder Fragonard. Ihre Düfte und Essenzen liefern sie meist direkt weiter an namhafte Designer oder verkaufen sie vor Ort in eigenen an die Fabrik angeschlossenen Verkaufsräumen. Hier lohnt es sich, nach dem Lieblingsparfüm zu schnuppern oder neue Düfte auszuprobieren.

Ein Klassiker, der ohne Jasmin, Neroli (Orangenblüten) und die Mairosen aus Grasse undenkbar wäre, ist das legendäre Chanel No. 5 von Coco Chanel. Ihr zeitloses Parfüm stellte sie am 5. Mai 1921 vor. Mit einer Kopfnote aus Neroli und Ylang-Ylang, der Herznote aus Jasmin und Mairose, sowie der Basisnote aus Sandelholz und Vanille steht das kostbare Parfüm noch immer hoch im Kurs.

Wer den Parfümeuren, auch ‚Nasen’ genannt, über die Schulter schauen möchte, sollte besonders dem Haus Galimard einen Besuch abstatten. Hier darf der Besucher nicht nur einen Blick hinter die Kulissen werfen, sondern kann im Studio des Fragrances – dem Studio der Düfte – unter fachkundiger Anleitung seinen eigenen Duft kreieren.

Mimosendüfte aus Grasse im Flacon
Die strahlendgelben Blütenkügelchen der Mimose verströmen einen betörenden Duft, wie jeder weiß, der sich in der kalten Jahreszeit schon öfter in Blumenläden zum Kauf der wuscheligen Blügen hat verführen lassen. Mimosen wachsen auch in der Landschaft um Grasse, etwa auf den Hügeln von Estérel oder im Tanneron-Massiv, und haben mit ihrem exquisiten Geruch natürlich auch den Weg in edle Flacons gefunden.

Pur Désir de Mimosa (Yves Rocher 2005), erschnuppert von Annick Ménardo, ist gleich doppelt mimosig: Nach frischen grünen Kopfnoten entfaltet sich ein Herz voller Mimose, das von einer Basis Momise Absolu getragen wird.

Givenchy hat eine ganze Mimosenkollektion: Auf Amarige Mimosa de Grasse Millésime 2005 (Givenchy 2005) folgten die Ausgabe 2007 desselben Parfums, danach Amarige Harvest Mimosa 2007 (Givenchy 2008) Für Amarige Wild Mimosa Exclusive (Givenchy 2006) hat Givenchy die Ernte eines ganzen Hügels wilder Mimosenblüten bei Grasse aufgekauft.

Mimosa de l’Estérel (L’occitane 2009) ist ein verführerischer, nicht zu süßer Duft aus der Reihe “Voyage en méditerranée“, dessen Herz von dem unvergleichlichen, pudrigen Bouquet der Mimosen aus Estérel geprägt ist, gekrönt von Kopfnoten aus Veilchenblättern auf einer Basis von Mandelaromen.

Interessante links:

  • Was tut der Parfumeur – hier gibts eine Antwort
  • die Kulturtussi liefert eine Filmkritik

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