Glyphosat: Rückstände in Getreide nachgewiesen – Ökotest und Umweltinstitut warnen

Es „fehlen bislang flächendeckende Untersuchungen von Glyphosat in Lebens- und Futtermitteln“, konstatiert das Ökoinstitut trocken – deshalb hat es eigene Untersuchungen angestellt und 20 Proben von Getreideprodukten des täglichen Verzehrs analysieren lassen. Ergebnis: „Unglaublich, aber wahr: Glyphosat war in fast drei Viertel der Produkte nachweisbar. Dabei sind vier von fünf Weizenmehlen, acht von zehn Körnerbrötchen und zwei von fünf Getreideflockenprodukten betroffen. “ (link zum Beitrag s.u.).  Als einen „Skandal“ bezeichnet das Ökoinstitut, daß „ein eigentlich fälliger Sicherheitscheck für das häufig verwendete Glyphosat“  von der EU „kurzerhand auf 2015 vertagt“ worden ist.

Ökotest hat folgende Produkte auf Glyphosatrückstände untersucht:

• Aurora Weizen Vollkornmehl Aurora Mühlen
• Back- Factory Weltmeisterstange Back- Factory
• Back- Werk Mehrkornbrötchen Back-Werk
• Brotbäcker Express Kornbrötchen, Weizenbrötchen mit Ölsaaten   Der Brotbäcker Express
• Diamant Vollkorn- Weizenmehl Georg Plange
• Glocken Bäckerei Körnerbrötchen Rewe
• Goldpuder Vollkornmehl Weizen Georg Plange
• Grafschafter Weizen-Vollkornmehl Lidl
• Gut & Günstig Haferflocken, kernig Edeka
• Hahne Haferflocken, Kernige Hahne
• Heberer Wiener Feinbäckerei Kornbrötchen  Wiener Feinbäckerei
• Holsten Mühle Haferflocken, zart Holstenmühle
• Kamps Mehrkornbrötchen Kamps
• Kölln´s Echte Kernige Kölln
• Mühlengold Weltmeisterbrötchen, Mehrkornbrötchen mit Ölsaaten   Aldi Süd
• Real Mehrkornbrötchen, Weizenmischbrötchen Real
• Rosenmehl Weizenmehl, Type 1050 Rosenmühle
• Seitenbacher Müsli 617, Fünf-Grund-Mischung  Seitenbacher
• Weltmeisterbrötchen Penny
• Weltmeisterbrötchen, Mehrkornbrötchen mit Ölsaaten  Lidl

Auch das Umweltinstitut München ruft Verbraucherinnen und Verbraucher dazu auf, sich für ein Verwendungsverbot stark zu machen – der eigenen Gesundheit zuliebe.

Aus dem Verbraucherschutzministerium des Landes Nordrhein-Westfalen wurde laut Umweltinstitut bekannt, dass man 2011 gezielt Getreide untersucht hatte, das vor der Ernte mit Glyphosat gespritzt worden war. In den Proben von Brot- und Futtergetreide fand man offenbar Rückstände von Glyphosat. Ein Teil der Futtergetreideproben soll sogar über dem zulässigen Höchstwert belastet gewesen sein. Dennoch wird den Landwirten vom Bauernverband zur beginnenden Getreideernte auch in diesem Jahr der Gifteinsatz kurz vor der Ernte empfohlen.

„Der Grenzwert für Glyphosat im Futtergetreide ist mit 20 mg/kg 200 Mal höher als bei den meisten Lebensmitteln“, erklärt Anja Sobczak, Gentechnik- und Landwirtschaftsreferentin beim Umweltinstitut München. „Allein die Tatsache, dass bereits heute das Getreide in Deutschland ähnlich hoch belastet sein kann wie das importierte Gen-Soja aus Südamerika, ist alarmierend!“

„Vor dem Hintergrund bereits überschrittener Grenzwerte ist es skandalös, dass der Bauernverband weiter zu diesem unsinnigen Gifteinsatz auffordert“, kritisiert Harald Nestler, Vorstand im Umweltinstitut München. „Der Bauernverband sollte endlich aufhören, sich zum Marktschreier der Agrargift-Händler zu machen.“

Das Umweltinstitut München fordert die zuständigen Kontrollbehörden aller Bundesländer auf, sofort mit umfassenden Untersuchungen von Getreide, das vor der Ernte mit Glyphosat gespritzt wurde, zu beginnen. Es muss flächendeckend gewährleistet werden, dass kein kontaminiertes Getreide in Umlauf kommt.

Futtermittelhersteller, Mühlen und Bäcker sollten sich bei ihren Lieferanten für eine giftfreie Erzeugung einsetzen. Allen Verbraucherinnen und Verbrauchern rät das Umweltinstitut beim Einkauf zu verlangen, dass Futtermittel und Brot nur aus Getreide stammen, das keine Vorernte-Spritzung erhalten hat. Bei ökologisch erzeugten Lebensmitteln wird generell auf synthetische Giftstoffe verzichtet. Das Umweltinstitut München rät daher zu Bio-Lebensmitteln.

Hintergrund: Glyphosat
Glyphosat ist das weltweit am häufigsten eingesetzte Herbizid, bekannt unter dem Namen Roundup von Monsanto. Seit 1996 wird glyphosatresistentes Gensoja in großen Mengen in Europa als Futtermittel eingesetzt. Über Eier, Milch und Fleisch gelangt Glyphosat auf unsere Teller, ebenso wie der in Glyphosat-Mischungen enthaltene Zusatzstoff POEA (Tallowamin/Polyoxyethylenamin) sowie das Abbauprodukt AMPA (Aminomethylphosphonsäure). Letztere sind wesentlich giftiger als Glyphosat selbst.

Das Umweltinstitut München fordert den Verkauf glyphosathaltiger Pflanzengifte an Privatpersonen und den Einsatz glyphosathaltiger Pflanzengifte in der Landwirtschaft zu verbieten. Außerdem soll der Import genmanipulierter und anderer mit dem Gift behandelter Lebens- und Futtermittel sofort gestoppt werden. Über 40.000 besorgte Bürgerinnen und Bürger haben sich bereits an der Protestaktion auf http://umweltinstitut.org/roundup_verbieten des Umweltinstitut München e.V. beteiligt.

Quelle: Pressemitteilung des Umweltinstituts München und Ökotest-Beitrag

Vielleicht kann die Wissenschaftskonferenz vom 28– 29 September 2012 in Hyderabad / Indien etwas bewirken: Scientific Conference 2012: Advancing the Understanding of Biosafety. GMO Risk Assessment, Independent Biosafety. Research and Holistic Analysis

Weiterführende Informationen

Neue WHO Studie: Unkrautvernichtungsmittel mit Glyphosat doch krebserregend? (2015)

link zur Studie der International Agency for Research on Cancer: IARC Monographs Volume 112: evaluation of five organophosphate insecticides and herbicides (20.3.2015) – Ergebnis: „The herbicide glyphosate and the insecticides malathion and diazinon were classified as probably carcinogenic to humans (Group 2A). The insecticides tetrachlorvinphos and parathion were classified as possibly carcinogenic to humans (Group 2B). (…) Glyphosate also caused DNA and chromosomal damage in human cells.“ oder auf Deutsch: „Das Herbizid Glyphosat und die Insektizide Malathion und Diazinon wurden als wahrscheinlich krebserzeugend für Menschen klassifiziert (Gruppe 2A). Die Insektizide Tetrachlorvinphos und Parathion wurden klassifiziert als möglicherweise krebserzeugend für Menschen (Gruppe 2B). (…) Glyphosat verursachte außerdem Schäden an der DNA und den Chromosomen in menschlichen Zellen.

Ausführlicher Beitrag von Ökotest über Glyphosat, seine gesundheitlichen Auswirkungen und eigene Analysen (2012)

Prof. emer. Volker Römheld, Institut für Kulturpflanzenwissenschaften an der Universität Hohenheim: Über die Wirkungen von Glyphosat auf Kulturpflanzen. Ein Beitrag von Arthur Dittlmann (BR). Stand: 19.07.2012

Doris Fenske (BR): Sikkation – wie unbedenklich ist die Vorerntespritzung? (2012)

Andreas Rummel, Katrin Kleinod (MDR): Landwirt mit extremen Mengen Pflanzengift belastet (Sendemanuskript, darin O-Töne von Prof. Monika Krüger, Universität Leipzig)

Earth Open Source: Roundup and birth defects: Is the public being kept in the dark? (2011)
Earth Open Source: Dutch Parliament moves against glyphosate, citing evidence in Earth Open Source report

Bekanntmachung der Holländischen Regierung zu Glyphosat (2011)

Dr. Beatrix Tappeser,  Christine von Weizsäcker: Possible human health impacts of Monsanto’s transgenic glyphosate-resistant soybeans (ohne Datum)

Allgemeine Bäcker-Zeitung: Brotgetreide belastet? (2012)

Hanno Charisius (SZ): Streit um Unkrautvernichtungsmittel: Risiko Rundumvernichter (2011)

NDR-Beitrag Giftige Gefahr: Gesundheitsrisiko Glyphosat (2011)

Was die Bundesregierung  auf eine Kleine Anfrage zum Thema „Risikobewertung und Zulassung des Herbizid-Wirkstoffs Glyphosat“ geantwortet hat (September 2011)

 Liste mit links zu mehreren englischsprachigen wissenschaftlichen Untersuchungen zu Glyphosat und seinen Auswirkungen

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